Im aktuellen Blogeintrag bezieht sich Haempa Maissen auf die Digitalisierung von Beruf, Familie und Gesellschaft während der Coronazeit.
Als im März 2020 die Corona-Pandemie über die Welt herfiel, wurden fast alle zwischenmenschlichen Aktivitäten vorübergehend gestoppt. Wo es bisher erforderlich war, als Mensch persönlich zu erscheinen und im direkten Austausch mit anderen zu agieren, war aus Gründen des Infektionsschutzes plötzlich kein normales Leben mehr möglich. Schritt für Schritt hat sich die Gesellschaft anschliessend aus diesem Tal herausgearbeitet. Zum einen durch Hygienevorschriften und Impfungen, zum anderen aber auch durch eine massive Verlagerung des Alltagslebens in den virtuellen Raum. Schüler und Studenten werden plötzlich online unterrichtet, Bewerbungsgespräche verlaufen über Videokonferenzen und grosse Messen werden vollständig im Internet veranstaltet. Wo vor der Pandemie die Digitalisierung langsam voranschritt, wurde die digitale Transformation durch ein geheimnisvolles Virus in einen nie zuvor dagewesenen Turbomodus befördert.
Und die Auswirkungen auf den Menschen sind gewaltig. Mit einem Mal werden Bürogebäude zu einem grossen Teil nicht mehr benötigt, weil die Mitarbeiter einer Firma im Sinne von New Work am liebsten vom Homeoffice aus arbeiten. Familien können in der Folge auf das Land ziehen und während sie die gute Luft geniessen, sparen sie enorme Kosten für die Miete und bisherige Mobilitätsdienstleistungen. Und die Segnungen der Technologie zur Kommunikation kommen auch den menschlichen Beziehungen zugute. Mit einem Mal ist die Mehrzahl der Grosseltern mit Tablet und Highspeed-Internet versorgt, so dass die Enkel bei jeder Gelegenheit anrufen können und der familiäre Austausch enger wird als zuvor. Dieser Fortschritt bei der Übertragung von Daten hat also Folgen für unser Zusammenleben in der Familie, für die berufliche Erwerbstätigkeit und das Unternehmertum sowie auf den Zusammenhalt der Gesellschaft. Auf der einen Seite verfliessen die räumlichen Grenzen und die Menschen rücken virtuell näher zusammen, auf der anderen Seite werden aber auch persönliche Abgrenzung und eine Fokussierung auf das direkte Umfeld immer schwieriger.
Und längst haben die grossen amerikanischen Internetunternehmen diesen globalen Trend erkannt und wetten ihre gesamten Vermögen auf eine einzige grosse Idee: das neue «Metaverse». Die Idee dahinter: neben die reale Welt, wie wir sie kennen, tritt in der Zukunft eine virtuelle Welt. Dort finden Beziehungen, Arbeit, Handel und Unterhaltung statt. Die Menschen werden gar nicht mehr merken, ob sie gerade in der physischen oder der virtuellen Realität unterwegs sind, so eng werden die Beziehungen zwischen diesen beiden Welten sein. Schon heute können wir Ansätze davon erkennen. Wir kaufen online ein, nutzen eine virtuelle Arztsprechstunde oder lassen uns über das Internet bei Computerproblemen helfen. Doch in der Zukunft wird diese Umwälzung noch weitaus stärker werden. Menschen aus aller Welt werden in virtuellen Unternehmen arbeiten, ohne dass sie ein Visum oder ein Flugticket brauchen. Wir werden virtuelle Assistenten haben, die uns bei der Steuer oder der Versicherung helfen. Und Familien können trotz unterschiedlicher physischer Wohnsitze an einem gemeinsamen digitalen Tisch Abendbrot essen.
Die Zukunft von uns allen wird meta. Nicht ohne Grund hat Facebook sich vor Kurzem eben diesen Namen gegeben und wird mit aller Macht versuchen, die führende Plattform für unsere weltweite virtuelle Realität zu werden. Wir alle tun gut daran, uns für diese Zukunft zu rüsten und uns auf eine digitale Welt im Metaverse vorzubereiten.
November 2021, Haempa Maissen